Rückfallpräventionstraining sexueller Übergriffige
- ausgezeichnet mit dem rheinland-pfälzischen Landespräventionspreis „Kriminalprävention 2014“
Termine bevorstehender Zertifizierungskurse finden Sie hier
"Manualisierte Programme werden in der Regel als wirksamer angesehen (Mann, 2009). Entgegen dem häufigen Vorwurf der mangelnden Individualisierung findet innerhalb dieser Maßnahmen eine Anpassung an die speziellen Behandlungserfordernisse beim zu behandelnden Täter statt, etwa in Form unterschiedlicher inhaltlicher Vertiefungen oder durch das Herausarbeiten deliktrelevanter Überzeugungen, persönlicher Risikofaktoren und darauf aufbauender Risikomanagementstrategien."
(Endres & Schwanengel, 2016: 160f)
Ansatz und Grundhaltung im ASAT® und ASAT®Jugend

Das ASAT® ist ein rückfallpräventives Lern- und Trainingsprogramm in der Arbeit mit strafmündigen, sexuell übergriffigen Menschen. Das ASAT® und ASAT®Jugend sind kein statischen Programme, vielmehr werden die Trainings seit der ersten Konzipierung für erwachsene Sexualtäter im Jahr 2001 kontinuierlich anhand aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse überprüft und gegebenenfalls modifiziert.
Schwerpunkte im ASAT® und ASAT®Jugend bilden die rückfallpräventiven Interventionen bei sexuell übergriffigen Menschen im strafmündigen Alter (Deliktgruppen: Sexueller Missbrauch und Vergewaltigung, als Einzelmaßnahme auch bei Konsum sexueller Missbrauchabbildungen/Kinderpornografie). Die Trainings unterteilen sich in verschiedene Phasen und sind modular aufgebaut.
Das ASAT® und ASAT®Jugend unterteilen sich in ihrer aktuellen Fassung wie folgt
- Clearingphase
- Motivationsphase
- Analysephase
- Selbstwirksamkeitsphase
- Nachsorgephase
Die thematischen Schwerpunkte der Module in den einzelnen Phasen zielen konkret auf die Reduktion dynamisch-kriminogener Risikofaktoren und dem Ausbau dynamischer Schutzfaktoren ab. Die zeitliche Bearbeitung der einzelnen Faktoren ist zwingend an dem individuellen kriminogenen Bedarf der Klient*nnen auszurichten, weshalb der Clearingphase im ASAT® und ASAT®Jugend eine besondere Bedeutung beigemessen wird.
Für die spezifischen Belange in der rückfallpräventiven Arbeit mit jungen, strafmündigen Täter*innen wurde 2005 das ASAT®Jugend konzipiert und die Module der verschiendenen Phasen inhaltlich entsprechend modifiziert.
ASAT®Trainer*innen können bei der Trainingsdurchführung zur Bearbeitung der modularen, qualitätssichernden Schwerpunkte ihren eigenen "Methodenkoffer" einbringen oder aber im Bedarfsfall auf die Anleitungen im ASAT®Handbuch zurückgreifen. Anwendung findet das Training, als Einzel- und Gruppenmaßnahme bislang sowohl im stationären als auch ambulanten Bereich, vom forensischen Kontext mit erwachsenen Klienten bis zur ambulanten Jugendhilfe. Umfang und Methoden der einzelnen Module des ASAT® und ASAT®Jugend sind stets dem Bedarf des/der jeweiligen Klient*in anzupassen.
Besonderheiten
Die Besonderheiten des ASAT® & ASAT®Jugend liegen demzufolge darin, dass das Training zwar Struktur aber dennoch genügend Gestaltungsraum und Flexibilität bietet, um:
- den personellen und strukturellen Rahmenbedingungen,
- der jeweiligen Zielgruppe,
- insbesondere aber dem individuellen kriminogenen Bedarf der einzelnen Klient*innen
gerecht werden zu können. So wurde bespielsweise 2009 das Training von ASAT®zertifiziierten Therapeuten des Forensisch-Psychiatrischen Dienst der Universität Bern entsprechend des dortigen Bedarfs modifiziert. Diese modifizierte Form wurde ASAT®Suisse genannt und in einem vom schweizerischen Bundesamt für Justiz geförderten umfassenden Modellversuch als integraler Bestandteil in der Behandlung von u. a. präferenzmotivierten Klienten erprobt und evaluiert. Aktuell erarbeitet Jens Sommer, Facharzt für Psychiatrie u. Psychotherapie (Schwerpunkt für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie) mit seinem Praxisteam die modifzierte Fassung ASAT®MkB (Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen).
Anwendung findet das ASAT® und ASAT®Jugend
- in der ambulanten als auch
- in der (teil-)stationären Arbeit,
- als Einzel- oder Gruppenmaßnahme
Die Grundhaltung im Training ist geprägt von
- einem bindungsbasierten Umgang mit den Klienten zur Erhöhung der Ansprechbarkeit durch die Intervention,
- einer eingehenden (systemischen) Betrachtung des kriminogenen Bedarfs jedes einzelnen Klienten und
- dem Verständnis von Konfrontation als konstruktive Herausforderung auf Grundlage einer symmetrischen und komplementären Beziehungsgestaltung.
Ziele des ASAT® und ASAT®Jugend
Das Training ist deliktorientiert und zielt somit auf die Veränderung der individuell deliktrelevanten dynamischen Risiko- und Schutzfaktoren ab.
Primäres Ziel im ASAT® und ASAT®Jugend ist die Befähigung der Klient*innen zum rückfallvermeidenden Self-Risk-Management. Hierzu soll jede/r Klient*in im ASAT® und ASAT®Jugend seine individuelle, dem Delikt verschlüsselt zu Grunde liegende Bedürfnisstruktur erfassen und straffreie Handlungsalternativen zur Abdeckung der eigenen (meist nicht sexuellen) Bedürfnisse entwickeln lernen. Das ASAT® und ASAT®Jugend richten sich an dem sogenannten RNR-Prinzipien (nach Andrews & Bonta) aus:
- Risikoprinzip (Risk),
- Bedarfsprinzip (Need) und
- Ansprechbarkeitsprinzip (Responsivity).
Allgemeines zur Zusatqualifikation
In der Zusatzqualifikation werden neben für die Intervention nutzbaren Erkenntnissen der Bindungsforschung die inhaltlichen Schwerpunkte der Module des ASAT® und des ASAT®Jugend sowie nutzbare Methoden verschiedener Ansätze vermittelt. Hierzu zählen u.a.:
- Bindungsbasierte Therapie
- Methoden der Systemischen Therapie
- Methoden der Gestalttherapie
- Methoden des Psychodramas
- Methoden der rational-emotiven Therapie
- Methoden zur Tathergangsbetrachtung und deliktorientierten (Sexual-)Anamnese
- Verknüpfung mit dem Good Lives Model (GLM nach Ward & Laws)
Des Weiteren wird ein umfassendes Handbuch einschließlich Arbeitsmaterialien ausgehändigt, an dem sich in der Anwendung des Trainings im Bedarfsfall orietniert werden kann. Es handelt sich also um eine anwenderbezogene Ausbildung.
Mit dem erfolgreichen Abschluss der Zusatzqualifikation erhalten die Teilnehmenden ein personengebundenes Zertifikat, das zur verantwortlichen Leitung von ASAT®- sowie ASAT®-Jugend-Trainingsmaßnahmen berechtigt.
Die Zusatzqualifikation im ASAT® und des ASAT®Jugend bietet eine sehr gute Ergänzung zur Weiterbildung "KrimTP - Kriminaltherapie & Kriminalprävention"
Aktuelle Termine zu unseren offenen Zertifizierungskursen finden Sie hier: Termine
Bei bestehendem Interesse, zögern Sie bitte nicht, Kontakt mit uns aufzunehmen!